Martina Peter

Der kommende Herbst ist die Zeit der Reife
die Blüte hat Früchte hervorgebracht.
Voll Süße, oft prallvoll mit Wasser und Stärke
gewachsen ist alles bei Tag und bei Nacht.

Und so wie die Ernte in Gärten und Feldern
so steht auch bei mir eine Ernte bevor.
Gereift sind im Zyklus der Jahreszeiten
Erkenntnisse, manchmal steht Weisheit davor.

Das Leben ist süß gewesen und salzig.
Und bitter und freudig und nie ohne Klang.
Mit unterschiedlichen Farben und Menschen
und fast immer auch mit Musik und Gesang.

Sommer sah ich in vielen der Länder
im Winter war mir des öfteren kalt.
Der Herbst mit seiner verwöhnenden Güte,
der gab mir immer den stärksten Halt.

Ich badete gerne in seinen Farben.
Ich tauchte gern ein in sein sanftes Licht.
Ich fühl mich ihm nahe, verwandt und verschworen
schöner als Erntezeit geht es fast nicht.

So pflücke ich Früchte vom Baum der Erkenntnis
die mir das Leben hervorgebracht.
Ja, ich bin älter geworden und sanfter
vielleicht hab ich früher noch mehr gelacht -

doch auch geweint und verzweifelt gegrübelt.
Nie war mir das Leben grad gut genug.
Energisch suchte ich Glück und Vollendung
und wurde aus der Welt oft nicht klug.

Ich dachte und dachte und glaubte ans Denken.
Bis irgendwann ich von der Stille erfuhr.
Sie kam zu mir, als ich weinte und suchte.
Sie zeigte mir Zeit aus der inneren Uhr.

Ich durfte in Stille Erfahrungen machen.
Mir wurden Worte und Liebe geschenkt.
Ich lernte, einfach zu sein und zu lauschen -
wie schön es sein kann, wenn man nicht mehr denkt.

Ich möchte nicht das Denken verteufeln -
oh nein, es ist hilfreich und kann nützlich sein.
Doch alles zu seiner Zeit, das Denken darf nicht mehr
Herrscher über all mein Leben sein.

Ich bitte um Verzeihung bei allen, die denken,
dass ohne Denken kein Leben ist.
Ich selbst kann nur demütig davon berichten,
dass manchmal im Denken kein Segen ist.

Manchmal heißt es, ganz loszulassen.
Sich hinzugeben dem Leben, dem Sein.
Ich habe die göttliche Liebe gefunden
und fühle mich mit ihr nicht mehr allein.

Wie man sie findet, das ist wohl verschieden -
ob in der Kirche oder in der Natur.
Oder an Orten, in Tieren, in Menschen
entscheidend ist die Öffnung nur.

Sich einzulassen auf die göttliche Liebe
sie wahrzunehmen, ihre heilsame Kraft.
Das ist es, was im Herbst meines Lebens
der Eintritt in die Erntezeit schafft.

 

(2024)


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